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Der polyamore Geist unserer Zeit

Kleines vorspiel

Manche sprechen davon, dass Pluto in Wassermann auch eine Zeitqualität anzeigt, in der die Hüllen fallen. Wahres kommt zum Vorschein, unter den Tisch kehren funktioniert nicht mehr.

Das erste Aufräumen in dieser Hinsicht scheint nun im Februar 2024, besonders in der zweiten Hälfte, ganz klar im Beziehungsbereich stattzufinden.

Nur mal so als kleines Vorspiel: seit einigen Monaten höre ich von Bekannten, Freunden, Freundesfreunden, und Bekanntenfreunden, dass etliche Beziehungen schon länger ganz eigene Modelle für sich gefunden haben. Daran ist an sich nichts Besonderes. Besonders ist nur die Öffnung zur Welt hin. Schon immer haben sich Paare arrangiert, die sich bei Seitensprüngen nicht trennen wollten. Oftmals hat sich auch nur ein Partner mit sich selbst arrangiert, das nennt man dann später Vertrauensbruch.

 

Wenn es jetzt auch in den bürgerlichsten Familien Öffnungen zu Außenkontakten gibt, dann scheint aber etwas Neues ins Rollen gekommen zu sein. Dabei geht es zum Einen um Zusatzpartner, wo wir im Bereich der Polyamorie wären, dann aber auch um geschlechtliche Transformationen, wo wir im Bereich der Genderthemen wären und das Dritte, was ich sehe ich die sexuelle Gesinnung an sich: BDSM, Sexpartys, keine Ahnung, was auch immer die Fantasie so gebiert. Und dann die Mischung aus all diesen drei Dimensionen des partnerschaflichen Kosmos.

Polyamorie

In den letzten 10 Jahren ist das Thema der Polyamorie von einem unbekannten Begriff zu einer anerkannten Beziehungsform geworden. Es leben ca 10.000 Menschen polyamor in Deutschland. Laut KI Bard haben sich die Inhalte zu Polyamorie seit 2014 von 1000 auf 100.000 erhöht.

 

Polyamorie ist nur eine der Reformen im Beziehungsbereich. Auch Patchwork hat eine ähnliche Entwicklung erfahren. Von ‚hä, was ist denn das?‘ zu:etwa 22% aller Kinder in Deutschland lebt in einer Patchwork Familie, jede 10. Familie ist eine Patchwork Familie.

Auch die Arten der intimen Begegnungen verändern sich. Es findet eine Enttabuisierung von sexueller Freiheit statt, was man an der ansteigenden Präsenz von diesen Inhalten medial gespiegelt bekommt.

 

Was kann da dieser Februar 2024 noch in petto haben? Ich denke, es geht um den Mut, seine Variante von Zusammenleben, von Sexualität, von Familiensinn und Partnerschaften offener zu zeigen. Viele Menschen leben seit Jahren in ganz eigenen intimen Verhältnissen, doch es könnte durch die ‚Ermutigung‘ des Pluto in Wassermann Zeitalters zu einer Art Durchbruch kommen. So, wie es in den öffentlichen Dokumenten die Wahl zwischen männlich, weiblich, divers gibt, könnte auch der Bereich von ledig, geschieden, verwitwet angepasst werden.

 

Wahrscheinlich geht es aber viel mehr um das Elternrecht, um Bezugspersonen, mit denen Kinder aufwachsen und die nicht zwangsläufig immer aus einer Mutter und einem Vater bestehen. Die Trägheit der Gesetze passt nicht mehr zum real Leben der Familien und Liebenden.

 

Ein großes Coming-Out, ein Auflehnen gegen polarisierende Geschlechterverhältnisse, Elternzeit, der kleinste gemeinsame Nenner wird sich vielleicht verändern. Nicht mehr das biologische Geschlecht, nicht mehr die biologische Elternschaft und nicht mehr das Zweier-Beziehungsmodell werden den Ton angeben, sondern alle Zwischentöne kommen zu einer bunten Polyphonie zusammen. Die am Anfang sicherlich für viel Unruhe sorgt bei denjenigen, denen das Angst bereitet.

Es geht auch um den Verlust von Gewohntem, vom dem, was man kennt. Wir definieren uns über unsere Gewohnheiten und Traditionen. Wenn das alte ‚normal‘ nicht mehr massentauglich ist, was macht das dann mit mir?

Die Aufweichung der Normen im Bereich der Familien und Liebesthemen kann also zu sehr viel Unruhen und Ängsten führen, da die Existenz gefährdet erscheint.

 

Und diese Ängste müssen auch ihren Raum haben, denn sie sind nicht unbegründet. Man könnte ja sagen: leben und leben lassen, das ist mir doch egal, wie andere leben. Aber andere Menschen fühlen den unterbewussten Druck sich auch mit ihrer Lebens und Liebensform zu outen, sich zu beweisen und zu erklären. Wenn das alte Normale nicht mehr das Gute und Selbstverständliche ist, dann müssen wir alle überlegen, wie wir leben wollen. Und ja, das erzeugt Druck. Einfacher ist es so zu leben, wie es immer war. Da muss man nicht nachdenken, und schon gar nicht nachfühlen.

Eine form der multioptionsgesellschaft

Es ist eine neue Form der Multioptionsgesellschaft, die sich hier öffnet. Viele Optionen erhöhen den Entscheidungsdruck. In der Warenwelt haben wir das so gewollt und leben mit den Folgen. Vieles kaufen, vieles umtauschen, im Vielen ersticken, viel arbeiten müssen für all das Geld, was das Shopping so frisst.

 

Wenn nun das Multioptionale in die intime Sphäre des Liebens und der Familien eintritt sind feste Charaktere gefragt. Wie konsumierst du? Bist du der Internetshopper? Lässt du dir alles per Lieferung bringen, probierst es an und aus und schickst es teilweise wieder zurück? Brauchst du alle naselang neue Dinge aus der bunten Warenwelt, um dich erfüllt zu fühlen? Shoppst du nur des Shoppens Willen? Oder weil du keine Hose hast, die passt?

 

So wird es vielleicht auch im Liebesbereich sein: ist man der Internettyp, der schnell zusagt, ausprobiert und dann zurücksendet? Das wäre dann die Tinder Variante. Liebt und datet man des Kribbelns Willen, der Aufregung vor dem ersten Date wegen? Braucht man die schöne, glänzende Instagram Oberfläche der perfekten Fotos des potentiellen Geliebten? Setzt man sich selbst derart in Szene? Und wie ist dann das ‚Erwachen‘ in der Realität des ersten Live Dates in persona? Wie chattet man mit dem Mund beim Weintrinken? Wie setzt man Smileys per Mimik? Wie kommuniziert man über Stunden hinweg mit einem realen Gegenüber?

 

Für diejenigen, die schon seit Jahren versteckt ihre Beziehungsform leben müssen, da sie ansonsten angefeindet werden, ist das Jahr 2024 sicherlich ein großer Gewinn, ein Schritt Richtung Freiheit, Toleranz, Offenheit. Ein großartiges Gefühl. Wie unangenehm und frustrierend ist es, seine Identität verheimlichen zu müssen.

 

Die Menschen aber, die nun erst in die Welt der Liebe, Intimität und Kinderplanung eintreten gleicht diese Öffnung einem Chaos, in welchem sie keine Orientierung finden. Es wird Wege geben und Methoden, sich selbst klarer zu verorten, seine Identität zu klären. Es wird auch hier die Form des Minimalismus eintreten, die schon als Antwort auf die Multi Konsumwelt eingetreten ist. Minimalismus und Askese im Beziehungskontext kann zu einer neuen Form des Konservatismus führen. Und das zeigen Umfragen schon seit ein paar Jahren, dass Jugendliche sich nach Sicherheit und Verlässlichkeit im Bereich Partnerschaft und Familie sehnen. Dennoch sind sie insgesamt viel offener als alle Generationen davor.

Astrologische Aspekte

Die Transite von Merkur, Venus und Mars über Pluto im Wassermann ab dem 5. Februar, die Konjunktion von Venus und Mars im Wassermann am 22. Februar und der Neumond im Wassermann am 10.2. zeigen eine intensivierte Zeit an für Themen, die sich um persönliche Lebensfreiheiten drehen. Die Konjunktion von Venus (= weibliche Seite) und Mars (= männliche Seite) im geschlechterlosen Zeichen Wassermann könnte eine Neuordnung dieser alten Polarität gedeutet werden.

 

Das ist keine abwegige Interpretation. Nimmt man die Künstler und Spirituellen Kreise als die üblichen Vorreiter in Sachen Erneuerung und Transformation der Gesellschaft, so sind diese Themen schon seit Jahren in Arbeit. Jetzt ist ein Zeitfenster da, wo diese Themen auch in den Medien deutlicher und häufiger diskutiert werden. Wenn sie schon im Bereich der öffentlichen Diskussion angelangt sind, dann ist dies ein Zeichen dafür, dass die Entwicklung in ihren Grundzügen längst durch ist. Wir müssen uns jetzt nur noch mit den Konsequenzen arrangieren, uns selbst positionieren, emotional in diesem Feld verorten.

 

Ich bin sehr gespannt, was in dieser Hinsicht die Zukunft, speziell das Jahr 2024 Neues bringt.

 

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